Die Geschichte des Vanilleanbaus auf Madagaskar
Ursprung der Vanille
Vanille (Vanilla planifolia) stammt ursprünglich aus Mexiko und Mittelamerika, wo sie von indigenen Völkern wie den Totonaken und Azteken kultiviert und für rituelle sowie kulinarische Zwecke verwendet wurde. Durch die spanischen Eroberer gelangte Vanille im 16. Jahrhundert nach Europa und wurde schnell zu einer begehrten Delikatesse an europäischen Königshöfen.
Die Herausforderung der Bestäubung
Lange Zeit war der Anbau von Vanille außerhalb Mexikos erfolglos, da die Pflanze auf eine spezielle Biene, die Melipona, zur natürlichen Bestäubung angewiesen ist. Erst 1841 entdeckte Edmond Albius auf der Insel La Réunion die Methode der manuellen Bestäubung, bei der der Pollen mit einem kleinen Stäbchen von der männlichen auf die weibliche Blüte übertragen wird.
Einführung und Ausbreitung auf Madagaskar
Französische Kolonisten brachten die Vanille im 19. Jahrhundert nach Madagaskar, wo das tropische Klima und die fruchtbaren Böden ideale Bedingungen boten.
Nach der erfolgreichen Einführung der Handbestäubung begann der großflächige Anbau ab 1871 auf Madagaskar, das sich rasch zum weltweit wichtigsten Produktionsstandort entwickelte.
Bereits 1924 war Madagaskar mit einer Produktion von 300 Tonnen weltweit führend im Vanilleanbau.
Anbau und Verarbeitung
Die Vanille-Orchidee wird in schattigen Mischkulturen gepflanzt und benötigt eine Stützpflanze, meist einen Baum, um zu wachsen.
Die Blütezeit erstreckt sich von Dezember bis Februar, wobei jede Blüte nur für wenige Stunden geöffnet ist und in dieser Zeit von Hand bestäubt werden muss.
Nach 8–9 Monaten Reife werden die Schoten per Hand geerntet, blanchiert, fermentiert und über Wochen getrocknet, bis sie ihre typische schwarz-braune Farbe und das charakteristische Aroma entwickeln.
Die aufwendige Verarbeitung erfordert viel Erfahrung und Sorgfalt, um die hohe Qualität der Bourbon-Vanille zu gewährleisten.
Wirtschaftliche und soziale Bedeutung
Madagaskar ist heute mit etwa 70–80 % der Weltproduktion der größte Vanilleproduzent und exportiert vor allem aus der Sava-Region im Nordosten der Insel.
Der Vanilleanbau ist arbeitsintensiv und stellt für viele Kleinbauern eine wichtige Einkommensquelle dar.
Die Branche ist jedoch von Preisschwankungen, Diebstählen und ökologischen Herausforderungen wie Abholzung betroffen.
Durch Fairtrade-Initiativen und Kooperativen werden soziale Projekte, Bildung und Infrastruktur in den Anbaugebieten gefördert.